CDU Gemeindeverband Heiden

Verabschiedung von Herrn Günter Nienhaus, Kämmerer der Gemeinde Heiden

Rede Dr. Patrick Voßkamp

Sehr geehrte Anwesende, sehr geehrter Herr Nienhaus, lieber Günter!

Mich hat in den letzten Tagen eine Frage ganz besonders beschäftigt: Wie muss jemand beschaffen sein, um einer Dienststelle 49 Jahre lang die Treue zu halten? 

Für mich bist du, Günter, ein Phänomen – und deine jahrzehntelange Tätigkeit in unserer Gemeinde stellt eine phänomenale Leistung dar.

Das gemütliche Büro allein kann es nicht gewesen sein, dass dich all die Jahre in Heiden gehalten hat. Wenngleich du deine kreative Ader dort ausgelebt hast: mit den Vorhängen aus der Zeit des Einzugs, den zwei inzwischen verblichenen Bildern eines Baumes oder dem dekorativen Kalender – der selbstverständlich abends für den Folgetag korrekt eingestellt wird.

Eine Büro-Dekoration, die in ihrer Sparsamkeit irgendwo zwischen Bauhaus und Dagobert Duck angesiedelt ist. Was lernen wir daraus? Eine Karriere als Raumgestalter hätte nicht 49 Jahre lange gedauert. 

Aber zurück zu unserer Ausgangsfrage: Welche Wesenszüge weist jemand auf, der fast ein halbes Jahrhundert im öffentlichen Dienst dient?

Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Daher brauchen wir zwingend mehrere Zugänge.

Wir nähern uns im Folgenden dem Phänomen Günter auf vier Wegen. Und zwar:

1. onomastisch (Namenforschung),

2. literarisch,

3. philosophisch und

4. linguistisch.


Onomastisch

Wer das Phänomen Günter verstehen will, der muss bei seinem Vornamen beginnen. Der Name Günter stammt aus dem althochdeutschen und bedeutet so viel wie: „Kampf“ – und damit wäre eigentlich schon alles gesagt.

Man kann schließlich von dir nicht behaupten, Auseinandersetzungen aus dem Weg gegangen zu sein. Ich bitte ausdrücklich darum, dies als Kompliment zu verstehen. Schließlich galt und gilt für dich bei allen Diskussionen: „Wer sich profiliert, wird respektiert.“

Aber allein der Vorname reicht noch nicht aus, das Phänomen zu erklären. Also habe ich weitergesucht und bin auf eine weltberühmte Figur aus der Literatur gestoßen, die zahlreiche Gemüts- und Wesenszustände unseres Kämmerers ins sich trägt und uns so hilft, ihn zu verstehen.

Literarisch

Ist Dagobert Duck, der reichste Erpel der Welt, nicht das perfekte Vorbild des Kämmerers? Er weiß auf den Taler genau, wie voll sein Geldspeicher ist – und hat Spaß am Geld.

Er hortet, spart und scheut jede Ausgabe. Wenn jemand an seine Tür klopft und Geld von ihm will, dann wird er abgewiesen.

Und manchmal sitzt er ganz allein in seinem schlank dekorierten Büro und denkt darüber nach, woher man mehr Geld bekommen könnte.

Jetzt gibt es natürlich mehrere Punkte, an denen man sofort merkt, dass du ganz anders tickst als unser Erpel.

Denn – würden wir in diesem Bild bleiben – dann wären wir als Kommunalpolitiker die Panzerknacker. Und schon aus ganz egoistischen Interessen möchte ich nicht mit diesem Bild bedacht werden. Zumal die Panzerknacker rote Oberteile tragen....

Es gibt aber einen ganz anderen, viel entscheidenderen Punkt, an dem sich Dagobert Duck von dir unterscheidet: Für Dagobert ist Geld Selbstzweck. Er hortet und besitzt Geld einzig und allein, um es zu besitzen und zu vermehren. Bei dir verhält es sich anders: Du kennt die Multifunktionalität des Geldes.

Geld hat ja drei Funktionen:

·      es ist Zahlungsmittel,

·      hat Wertaufbewahrungs- und

·      Wertmessfunktion.   

Und du weißt – und damit kommen wir zum dritten, zum philosophischen Part –, dass Geld an sich weder gut noch schlecht ist, entscheidend ist vielmehr seine Nutzung.

Sich allein mit Barem im Geldspeicher zu verschanzen, würde die Mittel einer Kommune also dem Gemeinwohl entziehen. Dies wäre dir nicht in den Sinn gekommen. Geld muss in einer Kommune – überlegt – investiert werden, damit sie auch in Zukunft handlungsfähig bleibt.

Wer mitgezählt hat, merkt, dass eine vierte Kategorie noch fehlt: die linguistische Sicht auf das Phänomen Günter.

Ich habe lange überlegt, wie ich deine sprachlichen Fähigkeiten auf den Punkt bringen kann. Es gibt dafür nur eine Lösung: wir alle kennen den Komparativ oder den Superlativ. Ich möchte heute den Günterativ hinzufügen. Der Günterativ beschreibt die Fähigkeit, komplizierte finanzpolitische Sachverhalte und Vorgänge verständlich auf den Punkt zu bringen. Das hat uns nicht zuletzt auch in unseren Haushaltsberatungen enorm geholfen.

Uns braucht aber ob deines Abschieds nicht bange zu sein: Denn der Namensgeber deines Nachfolgers ist der Erzengel Michael. Der stellt im Neuen Testament den Bekämpfer des Teufels und Höllendrachens dar.

Abschließend können wir festhalten: Das Phänomen Günter ist komplex und nicht leicht zu erklären. Leicht ist allerdings das, was nun folgt: nämlich ein Dank.

Ich darf dir im Namen der CDU-Fraktion – und auch ganz persönlich – herzlich für die ausgesprochen freundschaftliche Zusammenarbeit in all den Jahren danken! Ganz herzlichen Dank!

Für deine Zukunft wünsche ich dir  – und natürlich auch deiner Frau – vom Guten nur das Beste – und stets einen ausgeglichenen Haushalt!

Dr. Patrick Voßkamp


Es gilt das gesprochene Wort.